09.11.2009, Start der neuen Reiseberichtserie “Der Osten lebt! Der Osten bebt!”
Die Mauer ‚zum Anfassen’ wurde endlich am 9. November 1989 gestürzt. 20 Jahre sind seither vergangen, aber die Mauer in unseren Köpfen ist immer noch nicht so recht verschwunden. Warum ist das so, wir bemühen uns doch? Es ist uns aber bis heute auf beiden Seiten noch nicht umfassend gelungen, Vorurteile bzw. Vor-Verurteilungen abzuschaffen.
Dabei sind wir doch ein Volk – sind wir doch, oder?
Vielleicht liegt es daran, dass wir uns gar nicht so gut kennen und daher teilweise immer noch „fremdeln”? Oder, weil wir Westdeutschen nicht ‚zu denen da drüben’ und die Ostdeutschen nicht ‚zu uns hier’ rüber schauen durften?
Im Internet ist zu lesen:
„Der Umgang mit Konflikten, unterschiedliche Führungsmodelle, die Länge der Sprechpausen oder verschiedene Regeln beim Händeschütteln sorgen am Arbeitsplatz häufig für Missverständnisse“ und weiter „Nachholbedarf bei der deutsch-deutschen Annäherung haben vor allem die Westdeutschen: Während nur 3 % aller Ostler noch nie im Westen waren, kennen 24 % aller Wessis das Land zwischen Rügen und Plauen nur vom Hörensagen.”
Die Länge der Sprechpausen? Regeln für das Händeschütteln - kannte ich bis jetzt nur in anderen Ländern oder Kulturen!
Folgende Aufstellung habe ich im Internet gefunden:
Die größten deutsch-deutschen Missverständnisse:
Wie ‚Wessis’ kommunizieren: | Wie ‚Ossis’ kommunizieren: |
Geben sich nur beim ersten Kennenlernen oder in förmlichen Situationen die Hand. | Geben sich jeden Tag beim ersten Treffen die Hand. |
Halten etwa eine Armlänge Abstand vom Gesprächspartner; spontane Berührungen unter Kollegen sind unerwünscht. | Gehen eher auf Tuchfühlung; spontane Berührungen sind eine freundliche Geste der Übereinstimmung |
Reden beim Smalltalk zunächst über Leichtes und Nichtigkeiten wie Wetter oder Verkehr. | Reden beim Smalltalk zunächst über Mängel und Missstände. |
Sprechpausen sind kurz. Der andere muss von sich aus ins Gespräch einsteigen. | Sprechpausen sind lang. Wer zuerst spricht, holt sein Gegenüber mit Fragen ins Gespräch. |
Im Job herrscht die Sachebene vor. Persönliches wird weitgehend herausgehalten. | Im Job vermischen sich Sachebene und Persönliches. |
Lassen Konflikte gezielt eskalieren, nehmen aber die Auseinandersetzung anschließend nicht übel. | Vermeiden den offenen Konflikt und suchen schnell wieder nach Übereinstimmungen. |
Schweigen bedeutet „Ja”. Wer nicht widerspricht, ist einverstanden. | Schweigen bedeutet „Nein”. Wer nicht ausdrücklich zustimmt, ist nicht einverstanden. |
Führungskräfte geben das Ziel vor, den Weg dorthin müssen die Mitarbeiter selbst finden. | Führungskräfte geben auch einzelne Arbeitsschritte vor. |
(Quelle: Junge Karriere, 29.09.03)
Allein schon die saloppe, leider auch diskriminierende Bezeichnung Ossis bzw. Wessis gefällt mir da nicht! Und, sind die in der Tabelle angeführten unterschiedlichen Verhaltensweisen wirklich so trennend? Sie sind doch eigentlich, sofern sie überhaupt zutreffen, nur ‚anders’. Da wir uns in unserer Persönlichkeit alle unterscheiden, weil jeder von uns ‚anders’ - also einzigartig - ist, ist auch jeder von uns mit ‚trennenden Merkmalen’ behaftet.
Haben wir, die wir in Westdeutschland leben ‚durften’, uns nicht ehemals auch ‘anders’ verhalten, bevor wir in unseren Wirtschaftsboom, Hitech- und Konsumtaumel eingetaucht sind? Alles hat seinen Preis!
Deshalb, Schluss mit all den ‚gemachten’ trennenden Gedanken!
Einer, der ganz genau hingeschaut hat und es immer noch tut, ist Dr. Ulrich Hinterberg, Vorstandsmitglied der St.-Paulus-Gemeinde Köln.
Dr. Ulrich Hinterberg in Erfurt, im Hintergrund Erfurter Dom und St. Severi ©UH
Er startet ab 09.11.2009 – dem Tag des Mauerfalls vor 20 Jahren – in ca. 14tägigem Rhythmus mit seiner Reiseberichtserie. Als Offensive des besseren Kennenlernens unter dem Titel „Der Osten lebt! Der Osten bebt!” wird er uns an die Hand nehmen und durch viele interessante Städte und an ereignisreiche Orte führen, wo die Großen unserer Zeit Geschichte geschrieben haben. Wir werden Gebiete betreten, die so eng mit uns verwoben sind, dass es zwischen ‘dem Osten’ und ‘dem Westen’ keinen Platz für Mauern gibt! Also, endlich weg damit und bleiben Sie neugierig – es wird spannend!
Am 09. November 2009 geht es los!
©CAH